Geburtstage sind da, um gefeiert zu werden – und zum Reflektieren. So, als würde ich mich an die Messlatte im Türstock lehnen um festzustellen, wie weit ich im letzten Jahr gewachsen bin.
Ja – ich bin gewachsen. Mehr innerlich, als äußerlich. 2020 hat mich buchstäblich dazu gezwungen zu wachsen und an mir zu arbeiten. Nach wochenlanger Reflexion im Sog einer Abwärtsspirale, kam die große Erleuchtung. Es ist Zeit. Nämlich Zeit für mich.
FAMILIE 1.0
Privat wurde mir alles geschenkt, was ich mir immer erträumt habe. In meinen Dreißigern habe ich mich über das Mamasein und seine vielen Facetten definiert. Sie waren erfüllt vom Wunder der Schwangerschaft, vom Stillen und Abstillen und vom wieder schwanger sein. Dreimal Kaiserschnitt in dreieinhalb Jahren, ein großes wundervolles Krabbeln im ganzen Haus, ein Elternbett voller Babies und Kleinkinder, ein langsames Wachsen – hinein in einen neuen Abschnitt, in dem mein Körper nun wieder mir gehört.
FAMILIE 1.1
Jetzt, wo unser Kleinster zur Schule geht und sich bei der Großen unbestritten die Pubertät erahnen lässt, ist es Zeit für ein Umdenken.
Meine Kinder und ich brauchen ein Stück „Loslassen“. Das klingt so viel einfacher, als es in Wahrheit ist und ändert nichts an meiner unendlichen Liebe zu ihnen. Wir wachsen gemeinsam ein natürliches Stück weiter.
ÄLTERWERDEN IST REINE EINSTELLUNGSSACHE
Es wäre ganz und gar nicht richtig zu sagen, daß ich mich alt fühle. Ich fühle mich sogar wesentlich jünger als vor sieben Jahren, als ich mit zwei Kleinstkindern und einem Säugling unter monatelangem Schlafentzug gelitten habe, mein „Arbeitstag“ um 20:00 Uhr begann, zwischen zwei und drei Uhr morgens endete und ich überzeugt davon war, das alles ohne Fremdbetreuung schaffen zu müssen.
ÜBERRASCHE DICH SELBST
Jetzt hingegen gibt es Vormittage, an denen ich mich wieder zu 100 Prozent auf meinen Job konzentrieren kann. Ich habe mehr Energie und bin viel kreativer, als in den letzten Jahren. Neue Ideen sprießen aus mir heraus und ich spüre, daß da so vieles in mir schlummert, was raus will. Die Angst vor einem Scheitern ist nicht mehr so groß wie früher, denn wie soll man denn weiterwachsen, ohne Neues ausprobieren.
WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN
Ich fühle mich auch mit fortysomething noch von diesem Slogan angesprochen. Ich soll die gaaanz kurzen Hosen langsam aus meinem Schrank verbannen? Das kann ich im nächsten Sommer auch noch tun.
Schönheit beginnt in dem Moment in dem du beschließt,
Coco Chanel
du selbst zu sein.
LEBT WOHL, IHR SELBSTZWEIFEL
Ich war nie mein größter Fan. Mit zwanzig Jahren genausowenig wie heute. Nach meinem Corona-Blues und den Monaten in schwarzen Leggings mit zu wenig Sport und zu viel Essen, bin ich heute mehr denn je bei mir angekommen. Der einzige Mensch, dem ich etwas beweisen muss, bin ich selbst. Immer öfter gelingt es mir, mich so zu mögen wie ich bin und für mich da zu sein, wenn ich mich brauche.
EIN (LIEBES)PAAR BLEIBEN
Ich weiß, es gehört sehr viel Glück dazu. Aber auch ständiges daran arbeiten, Krisensicherheit und Vertrauen. Neben 3 kleinen Kindern als Paar zu bestehen, ist manches mal schon eine gewisse Herausforderung. Da braucht es auch mal Zeit zu zweit, gute Gespräche oder einfach zusammen Spaß zu haben – dann kann auch die Liebe wachsen. Ein Erfolgsrezept? Gibt es nicht. Und auch keine Garantie.
FRECH, WILD & WUNDERBAR
Ich bin dankbar, für eine handvoll Besties, die alles abdecken, was ich an Mädelsgedöns brauche, mich nach Krisen wiederbeleben und es immer wieder schaffen mir das Gefühl zu geben, noch 17 zu sein.
NO GO
Es gibt Sprüche, die ich absolut nicht hören will. „Altersgerecht“ zum Beispiel. Oder „noch“ in Verbindung mit Komplimenten. Diese „für drei Kinder bist du NOCH gut in Form“ oder „für über vierzig hast du ja NOCH kaum Fältchen“ gehen als Kompliment leider nicht durch. Außerdem ist 40 auch nicht das neue 30 – man muss an meinem Alter nichts Schönreden. Ich stehe dazu.
Ich werde heute also einen very happy Birthday feiern, hinein in ein ganz wundervolles Jahr meiner Vierziger und hoffentlich bald wieder hinaus in die Welt!